Aus unserer Geschichte
Die Uniformierte Schützengesellschaft Misburg e.V. von 1862 beruft sich bei der Angabe ihres Entstehungsjahres auf ihre älteste vorgefundene Schützenscheibe mit der Jahreszahl 1862 und der Aufschrift "Vivat Misburg". Doch dies ist nicht der erste Beleg aus der Geschichte der Misburger Schützen. Lesen wir doch schon 1667 im Erbregister des Amts Ilten bei der Beschreibung der Amtsgrenze zwischen Anderten und Misburg unter anderem von einem "Schießwinckel".
Das Bauemdorf Misburg neben der Burg, bereits 1373 in einer Urkunde des Bischofs Gerhard von Hildesheim erwähnt, umfaßte 1585 drei Vollmeierhöfe und vier Kötnerstellen und zählte ein Jahrhundert später 122 Einwohner. Diese Zahl stieg bis 1823 auf 307 Personen in 40 "Feuerstellen".
Einen zweifelsfreien Beleg für ein Freischießen in Misburg bringt uns erst ein Gesuch der Einwohner dieses Ortes vom 14. Juli 1835, das im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv erhalten blieb. Es war an das Amt Hannover gerichtet, welches das damit verbundene Tanzvergnügen zu genehmigen hatte. Nach diesem Schreiben war es "der Wunsch der jungen Leute des Dorfes Misburg, dieses Jahr wieder ein Freischießen zu halten". Tanzen wollte man dann "im Hepkeschen Zelte". Das Gesuch trägt die Unterschriften der Ortsgeschworenen Friedrich Mönning und Wilhelm Hepke und von 31 weiteren Jungen Leuten aus Misburg, die gern wünschen Schießen zu halten".
Das Schützenwesen, wie wir es heute kennen, hat sich in unserer Heimat aus zwei Wurzeln entwickelt, der überlieferten Wehrverfassung des Mittelalters und dann der "Modeströmung" der Schützengesellschaften, die von den Handelsstädten Flanderns ausging und um 1400 unsere Heimat erreichte.
Die "Schutten", die damals in den Kämmereirechnungen unserer Städte genannt wurden, waren allerdings meistens Stadtsoldaten, aber bald schossen auch die Bürger nach dem Papageien und schlossen sich zu religiösen Bruderschaften zusammen, oft dem Schützenheiligen Sebastian geweiht. Im nahen Hannover "begnadigte" der Herzog Erich l. seine Hannoveraner 1529 mit dem Recht, alljährlich ein Schützenfest feiern zu dürfen.
Ausserhalb der schon früh durch ein straffes Behördensystem gekennzeichneten Städte verlief die Entwicklung des Schützenwesens etwas anders. In den Dörfern war es meistens nicht die Verwaltung, welche die Schießübungen steuerte, ein Schützenhaus baute und dessen Benutzung durch Vorschriften regelte, sondern es waren die Einwohner selbst, meistens die jungen Leute, die aus ihrer Mitte zwei Schaffer wählten mit der Aufgabe, das Freischiessen vorzubereiten und zu leiten, das dann ein echtes Volksfest war. Nicht anders scheint es in Misburg gewesen zu sein, wo uns solche Freischiessen seit 1835 bezeugt sind.
Die Chronik schildert uns das Misburger Schützenfest, wie es wohl auch 1862 gefeiert wurde, in jenem Jahre, aus dem uns die älteste Königsscheibe erhalten blieb. Der Ort hatte zu dieser Zeit 49 Wohnstätten mit 420 Einwohnern. Ein Oberst ritt dem Umzug durch die wenigen Straßen voran. Man schoß auf die vor einem Sandhügel am Seelberg aufgestellte Scheibe, und der Beste wurde Schützenkönig für ein Jahr. Nach einer späteren Festschrift „kam es nicht auf das tatsächlich erreichte gute Ergebnis an, sondern auf die Gunst der Anzeiger, deren Aufgabe es war, nach dem Schuß einen Treffer auf der Scheibe den Anweisungen entsprechend zu kennzeichnen". Als Preise erhielten die drei Besten einen geblümten Samtstoff für eine Weste. Auf dem Dorfplatz stand das Tanzzelt, und als Abschluß der drei Festtage zog man mit der Scheibe zum Wohnhaus des Schützenkönigs.
Aus dem Jahre 1903 blieb uns ein Gruppenbild der Misburger Schützen in uniformähnlicher Kleidung und mit ihrer Fahne erhalten.
Hatten die Schützen zunächst mit Vorderladergewehren mit selbstgegossenen Kugeln geschossen, so führten sie 1911 das Luftgewehr ein. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Reihe der Schützenfeste, aber bald darauf, im Jahre 1923, trat die heutige „Uniformierte Schützengesellschaft Misburg e.V." ins Leben, die später den Zusatz „von 1862" annahm. Zwei Jahre danach war der Schießstand im Knauerschen Holz fertiggestellt, wo man mit Patronen auf 50 und 150 Meter Entfernung schoß. Bei der Anlage der Siedlung „Am Waldwinkel" musste dieser Schießstand 1933 aufgegeben werden.
Nachdem man vorübergehend auf einer Kegelbahn im Gasthaus Rehren geschossen hatte,entstand 1934 ein neuer Schießstand mit Bahnen von 50 und 150 Metern auf einem Gelände am Seckbruch, das der Grundbesitzer Oppenborn später an die Schützengesellschaft verkaufte. Die Schießanlagen blieben während des Zweiten Weltkriegs von den schweren Luftangriffen, die den Zementwerken und der Erdölraffinerie in Misburg galten, leider nicht verschont. Nach Kriegsende wurden die Schützenvereine von den Besatzungsbehörden verboten.
Aber schon 1950 waren die Misburger Schützen am Werk, ihre Schießsportanlage und das Schützenhaus wieder aufzubauen. In Eigenarbeit ging es mit Hacke und Spaten ans Werk, während einige Misburger Firmen kostenlos Maschinen, Fahrzeuge und Geräte für den Wiederaufbau bereitstellten.
Eine Jungschützenabteilung gab es bereits von 1929 bis 1933, an deren Tradition die 1952 wiedergegründete Jungschützenabteilung anknüpft. Eine Damenabteilung fand sich 1970 zusammen.
Seit 1971 wurden die Schießsportanlagen wesentlich erweitert, vor allem mit einer Luftgewehrhalle mit zehn Ständen, aber auch mit einer neuen Kleinkaliberanlage mit fünf vollautomatischenb Ständen. Auch das Schützenhaus wurde modernisiert. Gute Schießleistungen auf Kreis- und Landesebene, ja sogar bei Deutschen Meisterschaften, lohnten die damit verbundenen Mühen. Auch der gesellschaftliche Teil des Vereinslebens mit Winterball, Wurstessen und anderen Veranstaltungen kommt in Misburg niemals zu kurz.
Unsere Heimatgemeinde Misburg hatte 1963 die Rechte einer Stadt erhalten und im Verlauf einer Gebietsreform wurden 1974 die 21467 Einwohner zu Hannoveranern. Bei der Neugliederung Hannovers 1981 entstand der Stadtbezirk Misburg-Anderten.
Möge auch die künftige Vereinstätigkeit unter dem Wahlspruch stehen, den wir auf der hölzernen „Geburtsurkunde" der Uniformierten Schützengesellschaft Misburg e.V. von 1862 lesen:
„Vivat Misburg"!